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Schatzsucher schaden der Wissenschaft
in Pressemeldungen 04.10.2006 12:34von VR6 Treter •

„Sondengänger“ spüren Bodenschätze mit Metalldetektoren auf - Experten: „Kein brauchbarer Befund mehr möglich“
Für seine besonderen Bodenschätze ist Niederbayern berühmt - Kelten, Germanen und Römer haben hier ihre Spuren hinterlassen. Auf den Feldern führt der Pflug jeden Herbst Zeugnisse vergangener Kulturen zu Tage. Die meisten sind unscheinbar, einige aber von immensem materiellen Wert. Bewaffnet mit Klappspaten und Metalldetektoren ziehen immer mehr Schatzsucher über die Felder - und richten für die Wissenschaft irreparablen Schaden an.
So wäre ein wertvoller Römerschatz, mehrere Bronzegefäße, die aus dem Römerlager in Künzing (Lkr. Deggendorf) stammen, fast verloren gegangen. Der Raubfund wurde der Archäologischen Staatssammlung im Jahr 1999 angeboten - und sie kaufte ihn. Erst ab Herbst können diese Stücke nun in Künzing ausgestellt werden. Immer wieder weist die Leiterin des Museums, Dr. Eva Bayer-Niemeier, daher darauf hin: „Wer gezielt buddeln geht und Funde nicht meldet, macht sich strafbar.“
Erlaubt ist nur, Objekte von der Oberfläche aufzulesen. Das tut Werner Hübner aus Landshut seit über 20 Jahren. Als Regionalbeauftragter für Niederbayern der Gesellschaft für Archäologie arbeitet der 85-Jährige ständig mit dem Landesamt für Bodendenkmalpflege zusammen. Die Bezeichnung „Hobbyarchäologe“ mag Hübner gar nicht. Er bezeichnet sich lieber als „Sammler“, der die Fundstätten an der Isar genau kennt und ehrenamtlich den Behörden zuarbeitet.
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Oft fehlt das Unrechtsbewusstsein
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Die wichtigste Information, die ein Fundstück liefert, ist der genaue Fundort. Doch das wissen viele „Schatzsucher“ nicht. Nicht selten verstauen Spaziergänger ihre Fundstücke daher kurzerhand zu Hause in der Vitrine. „Den Leuten fehlt da das Unrechtsbewusstsein“, klagt Dr. Martin Pietzsch vom Landesamt für Bodendenkmalpflege. Als noch „gefährlicher“ stufen die Archäologen aber die Schatzsucher ein, die es auf Metall abgesehen haben. In einer Grabungsstätte in Künzing „hätten wir in den nächsten zwei Jahren sicher was gefunden“, ist Dr. Eva Bayer-Niemeier überzeugt. „Doch nun ist deutlich sichtbar, dass da schon jemand illegal gegraben hat.“
„Der Metalldetektor erntet ganze Flächen ab“, erklärt der Altertumswissenschaftler Dr. Günther E. Thüry von der Universität Salzburg. Nach derartigen Raubzügen der so genannten „Sondengänger“ sei für die Wissenschaft kein brauchbarer Befund mehr möglich.
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Münzen unentbehrlich für die Datierung
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„Gerade Metallobjekte wie Münzen sind für die Datierung der Schichten unentbehrlich“, stellt Werner Hübner klar. Doch gerade dafür gibt es immer zahlungskräftige Abnehmer. „Diese Schatzsucher sind für die Wissenschaft schädlich.“ Die letzten Überreste der Vergangenheit verschwinden so. Der Grund dafür: Viele glauben, sie müssten die Funde abgeben. Dem ist aber nicht so: Sie müssen lediglich gemeldet werden.
In den meisten Bundesländern gilt das so genannte „Schatzregal“: Können die „ursprünglichen Besitzer“ nicht mehr ausgemacht werden, gehören die Fundstücke dem Staat. In Bayern jedoch können gefundene Altertümer behalten werden. Nach dem Denkmalschutzgesetz müssen die Objekte den Behörden allerdings eine Zeit zur wissenschaftlichen Bearbeitung überlassen werden. Mit dieser Lösung ist man beim Landesamt unzufrieden. „Auch wir streben seit langem das Schatzregal an“, erklärt Pietsch.
Der Wert von Tonscherben, Steingeräten oder Resten von altem Hausverputz ist für Laien oft nicht erkennbar. Und der materielle Wert von Metallfunden „ist nur für Banausen, nicht aber für den Freund der Geschichte von Interesse“, stellt Dr. Thüry klar.
Quelle: http://www.pnp.de/mitmachen/forum/artike...ssort=bay&BNR=0
gruß
Jörg

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